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Historie

Die Villa Hügel: Familienwohnsitz und Erinnerungsort

399 Räume und 11.100 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, umgeben von einem 28 Hektar großen Park: Die Villa Hügel ist weit mehr als ein imposanter Unternehmerwohnsitz – sie ist ein Symbol des Zeitalters der Industrialisierung Deutschlands.

Als 14-Jähriger hatte Alfred Krupp (1812–1887) beim Tod seines Vaters Friedrich (1787–1826) erste Verantwortung in der Firma Fried. Krupp übernommen. Mit großem Erfolg: Er baute die Firma in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen des 19. Jahrhunderts aus. Nach seinen Ideen wurde in den Jahren 1870 bis 1873 auch die Villa Hügel erbaut, als Wohnhaus und Refugium für die Familie, aber ebenso als würdiger Rahmen für Repräsentation, Empfänge und Festlichkeiten. Ein Ort fürs Familienleben – aber ebenso waren hier Kaiser und Könige, Unternehmer aus aller Welt, Politiker und Regierungschefs vieler Nationen, Wissenschaftler und Künstler zu Gast.

Entwurf und Bau

Die Jahre 1870-1873

Der Bau der Villa Hügel und die Anlage des Parks waren Alfred Krupp ein Herzensanliegen während seiner letzten 20 Lebensjahre. Auf Grundlage seiner eigenen Skizzen und Entwürfe entstand ein Gebäude, das primär funktionalen Kriterien gerecht werden sollte, so wünschte es der Bauherr. Die formale Gestaltung musste nach seinem Willen dahinter zurückstehen. Das Gesamtkonzept – Wohnhaus und Gästehaus mit Verbindungstrakt – legte Alfred Krupp bereits 1864 in ersten Skizzen fest. Intensiv befasste er sich jedoch erst 1869 mit dem Bauprojekt. Trotz zahlreicher Ratschläge von Fachleuten, er möge einen guten Architekten mit der freien Erarbeitung eines Gesamtplans beauftragen, wollte Alfred Krupp die Villa Hügel allein nach seinen Vorstellungen von „Comfort und Annehmlichkeiten“ gestalten.

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Villa Hügel im Bau, 18. Oktober 1871

Im Januar 1873 zieht Alfred Krupp mit seiner Frau Bertha und dem Sohn und Erben Friedrich Alfred in das neue Wohnhaus, das Zeitgenossen als einfach und schlicht ausgestattet beschreiben. Dabei birgt es für die damalige Zeit revolutionäre Innovationen: Was nach außen nicht erkennbar wird, sind die Akribie und das hohe persönliche Engagement, mit denen Krupp die gesamte Anlage, vor allem aber die komplexe Haustechnik geplant und entwickelt hat. Zum Beispiel die Heizungs- und Belüftungsanlage – die allerdings erst Jahre nach dem Einzug der Familie nach mehrmaligem Umbau so funktioniert, dass das Wohnen zu allen Jahreszeiten erträglich wird. Apropos Heizungsanlage: Alfred Krupp nannte seine Besitzung zunächst „Bredeneyer Gut“, der Name „Villa Hügel“ wird aber bereits in einer „Instruction für die Bedienung der Heizungs- und Ventilations-Einrichtungen in der Villa Hügel des Herrn A. Krupp“ von 1872/73 verwendet.

Die Villa im Wandel der Generationen

Die Jahre 1888-1902

Die nächste Generation: Friedrich Alfred (1854–1902) und Margarethe Krupp (1854–1931) gestalten das Innere der Villa ab 1888 deutlich prächtiger und komfortabler. Mit den beiden 1886 und 1887 geborenen Töchtern Bertha und Barbara wohnt nun eine junge Familie in der Villa, die das Haus im privaten Wohnbereich und in den offiziellen Gesellschaftsräumen nach ihren Bedürfnissen umbaut. Für die Familie, aber auch zur Unterhaltung ihrer zahlreichen Gäste entstehen Tennisplätze, Reitanlagen und Ställe, Lese- und Spielzimmer, sogar ein Gesellschaftshaus mit Kegelbahn und Bibliothek.

Obere Halle mit Blick auf die südliche Orgelempore, 1889

Friedrich Alfred und Margarethe Krupp legten den Grundstock zu einer Kunstsammlung und einer herausragenden Sammlung flämischer Wandteppiche aus der Zeit von 1500 bis 1760.

Dekoration und Ornament: Um 1900 folgt ein weiterer Umbau der Villa – mehr Wohnraum, mehr Gemütlichkeit. Neben dem Einbau von Zwischengeschossen für weitere Zimmer ist insbesondere die Verkleidung durch Holzvertäfelungen nennenswert. In der Unteren Halle erhalten Decke und Eisensäulen Stuckverkleidungen mit Jugendstilornamenten. Eine hölzerne Treppe mit geschnitzter Flechtornamentik im Stil der Renaissance ersetzt die Eisentreppe. An der Westseite entsteht für die heranwachsenden Töchter Bertha und Barbara eine eigene Wohnung, die sogenannte Kemenate: ein großer gemeinsamer Wohnraum mit angrenzendem Schlaf- und Toilettenbereich, Bad und Schrankzimmer sowie zwei Gästeappartements im Jugendstil.

Das Leben in der Villa Hügel wurde unter dieser zweiten Generation ihrer Bewohner betriebsamer. Dies zeigte sich auch an der stark steigenden Anzahl der Bediensteten. War der Bauherr im Jahr 1876 noch mit 66 Angestellten ausgekommen, so benötigte sein Sohn im Jahr 1902 schon 570 Mitarbeiter, um das Anwesen zu bewirtschaften. Seine Enkelin Bertha hatte zu Beginn des Ersten Weltkrieges gar 648 Menschen in Lohn und Brot.

die Haupttreppe mit Kamin und Sitzgruppe, um 1900

Die Jahre 1902-1918

Mit nur 16 Jahren wird Bertha beim frühen Tod ihres Vaters 1902 Erbin des Weltunternehmens. Sie heiratet vier Jahre später den Diplomaten Gustav von Bohlen und Halbach und übernimmt als Hausherrin die Villa Hügel. Mit seinen sieben Kindern bringt das junge Ehepaar neues Leben in Villa und Park, stellt aber auch veränderte Ansprüche an Nutzung und Ausgestaltung. Das Unternehmen wirft zu der Zeit beste Gewinne ab, so dass Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach die bislang umfassendsten Umbauten in Auftrag geben können. Sie ziehen Hofarchitekten Kaiser Wilhelms II., namhafte Kunsthistoriker und nur die besten Handwerksfirmen zu Beratung, Planung und Ausführung der Arbeiten heran. So entsteht in den Jahren von 1913 bis 1916 die heutige Gestalt der Villa Hügel, etwa die überdachten Vorfahrten, die aufwendige Innengestaltung der Unteren und Oberen Halle sowie eine Gemäldegalerie. In der Oberen Halle stimmt man die Ausstattung der Wände auf die neu erworbene flämische Wandteppichfolge „Die sieben freien Künste“ ab.

Sitzgruppe im Speisesaal, um 1916

Nordsalon mit Blick ins Arbeitszimmer, o. D.

Die Villa spiegelt die im Kaiserreich herrschende Vorstellung des gehobenen Wohnstils in vollendeter Form wider. Gleichzeitig gelten bei Familie Krupp weiterhin die Maximen einer bodenständigen Lebensführung und strenger Erziehung. Dabei bleibt die Gastlichkeit bestimmendes Element des Hauses, das – vor allem bis 1914 – fast ständig private und Firmengäste aus dem In- und Ausland beherbergt.

Gartensaal im Louis-XIV.-Stil mit der Wandteppichfolge "Szenen einer Apostelgeschichte"

Die Jahre 1919-1952

Die wirtschaftlichen und politischen Krisen der folgenden drei Jahrzehnte überstand die Villa Hügel nahezu unverändert. Bauliche Veränderungen und Neuanschaffungen traten während dieser Zeit allerdings zurück, zu schlecht war die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, zu unsicher die Zeit. 1943 übernahm Alfried Krupp von Bohlen und Halbach das Unternehmen Fried. Krupp als Alleininhaber. Er sollte das letzte Familienmitglied sein, das die Villa bewohnte. Im April 1945 verhafteten die einmarschierenden Amerikaner den Hausherrn, beschlagnahmten das gesamte Anwesen und machten es zum Sitz der Alliierten Kohlenkontrollkommission. Erst im Juli 1952 erhielt die Familie es zurück.

Porträt der Familie Krupp von Bohlen und Halbach, George Harcourt, 1930/1931

Die Jahre nach 1952

Doch die Villa Hügel sollte der Familie nie mehr als Wohnhaus der Familie dienen. Nach Auszug der Alliierten stellten Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und seine Mutter Bertha das Haus der Allgemeinheit zur Verfügung, besonders im Sinne der Förderung von Kunst, Wissenschaft und Kultur. Schon 1953 fand hier die erste bedeutende Kunstausstellung statt, weitere international beachtete Ausstellungen folgten. 1984 gründete Berthold Beitz die Kulturstiftung Ruhr mit Sitz in der Villa und gab ihr den Auftrag, „dem kulturellen Leben im Ruhrgebiet neue Impulse zu geben“. Sie setzt bis heute die Tradition der großen Ausstellungen auf Villa Hügel fort.

Im Kleinen Haus hat das Historische Archiv Krupp seinen Sitz, das als ältestes Wirtschaftsarchiv Deutschlands über umfangreiche Schriftgutbestände und herausragende Sammlungen historischer Industriefotografien und -filme verfügt. Zudem wird im Kleinen Haus eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses Krupp und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gezeigt.

Historisches Archiv Krupp

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